Monday, November 25, 2013

Kunstraub in Heidelberg, Mord in Lübeck

Prolog

Vor 100 Jahren sorgte das Verschwinden der „Mona Lisa“ für weltweites Aufsehen. Der Täter wollte damals das von Leonardo da Vinci gemalte Bild heim nach Italien bringen. Heute stecken hinter Kunstdiebstählen in der Regel finanzielle Motive: Oft fordern die Diebe Geld für die unversehrte Rückgabe unverkäuflicher Kunstwerke, oder sie arbeiten im Auftrag privater Sammler.

Quelle: http://www.focus.de/kultur/kunst/ 18.8.2011

Bei einem Einbruch in die Kunsthalle von Rotterdam sind sieben Meisterwerke gestohlen worden, darunter Gemälde von Pablo Picasso, Henri Matisse, Claude Monet und Paul Gauguin. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, brachen der oder die Diebe gegen 03.00 Uhr in das Rotterdamer Museum ein. Erste Ermittlungen deuteten darauf hin, dass die Tat präzise vorbereitet gewesen sei; von den Tätern fehlte zunächst jede Spur.

Quelle: http://kurier.at/kultur/ 17.10.2012

Kunstraub

In einer mondlosen Nacht fährt ein Kleinlaster in die Altstadt von Heidelberg und bleibt in der Bauamtsgasse stehen. Vier Männer steigen aus und bewegen sich leise zum Eingang des Parks, der das Kurpfälzische Museum umgibt. Eine Turmuhr schlägt drei Uhr als sie das Eisentor des Museumsparks erreichen. Nach ein paar Sekunden öffnet sich das eiserne Tor mit einem leisen Knarren und einer der Männer drängt sich in die Büsche neben dem Tor. Die anderen Männer erreichen nach einem kurzen Sprint, einer nach dem anderen, den Seiteneingang des Museums und verschwinden nach ein paar Handgriffen an der Tür im Inneren des Museums. Es vergehen nur wenige Minuten dann kommen die drei Männer aus dem Museum zurück und tragen ein in Luftpolsterfolie gepacktes Paket. Die vier Männer eilen zu ihrem Kleinlaster, aber bevor sie ihn erreichen, begegnen sie einem Mann in Uniform. Ohne zu zögern, zieht einer der Männer eine Pistole mit Schalldämpfer und schießt den Uniformierten nieder. Die vier Männer steigen in ihr Fahrzeug und fahren vorsichtig, um nicht mehr Aufmerksamkeit zu erregen, in Richtung Schwetzingen davon.

Auf einem Parkplatz kurz außerhalb von Heidelberg hält der Kleinlaster und die vier Männer steigen aus. Einer legt das Paket, das jetzt etwas flacher ist, sorgfältig in den Kofferraum eines der zwei Autos, die auf dem Parkplatz stehen. Zwei der Männer steigen in das Auto mit dem Paket im Kofferraum. Die anderen zwei steigen in das zweite Auto und beide Autos fahren in verschiedenen Richtungen davon.

Am nächsten Morgen findet die Polizei den abgestellten Kleinlaster, der in Frankfurt als gestohlen gemeldet wurde, auf dem Parkplatz vor den Schrebergärten am Oftersheimer Weg. Im Inneren befindet sich der Rahmen eines offensichtlich wertvollen Gemäldes. Der Gemälderahmen deutet darauf hin, dass es sich um das Fahrzeug handelt, das bei dem nächtlichen Kunstraub benutzt wurde, der erst entdeckt wurde, nachdem die Leiche des Wachmannes eines privaten Sicherheitsdienstes gefunden wurde. Die Polizei rätselt, warum die Alarmanlage des Museums nicht funktioniert hat.

Ostseereise

Am selben Tag erreicht eine Gruppe aus Baden-Baden Lübeck. Die Reisegruppe macht eine Kunstreise an die Ostsee, die über Lübeck nach Wismar, Bad Doberan, Rostock, Stralsund und Greifswald führen soll und „Backsteingotik an der Ostsee“ als Thema hat. Die Reise wird von Professor Dr. Gerlach, einem Kunstprofessor, der Leiter des Baden-Badener Kunstvereins war und nun Kunstreisen anbietet, geführt. Sein umfangreiches Wissen über Kunst und Architektur macht seine Reisen sehr beliebt. Unter anderem macht er mehrere Reisen pro Jahr an die Ostsee. Auf dieser Reise sind drei Ehepaare, drei Einzelpersonen und der Reiseleiter. Eines der Ehepaare ist Familie Scholl und eine der Einzelpersonen ist die Schwester von Frau Scholl.

Am nächsten Tag, nach dem Frühstück, ist ein gemeinsamer Stadtrundgang angesagt. Der Weg führt quer durch die Altstadt und um 12 Uhr ist eine Führung im Rathaus vorgesehen, danach steht der Nachmittag zur freien Verfügung für eigene Entdeckungen. Am Abend ist auf Wunsch der Mehrzahl der Mitreisenden ein weiteres gemeinsames Abendessen geplant, für das Professor Gerlach ein Restaurant vorschlägt und sich bereit erklärt einen Tisch zu reservieren. Nach der Führung durch das Rathaus verabschiedet sich der Reiseleiter vom Rest der Gruppe.

Als sich die Gruppe kurz nach Mittag trennt, gehen Familie Scholl mit der Schwester von Frau Scholl in das Café der Marzipan-Konditorei Niederegger. Sie essen dort zu Mittag und kaufen diverse Süßigkeiten als Reiseandenken. Danach trennen sich Frau Scholl und ihre Schwester von Herrn Scholl, denn die Frauen haben vor in ein paar Kleidergeschäfte und in das St. Annen-Museum, im ehemaligen Kloster der Augustinerinnen, zu gehen. Man verabredet, sich spätestens um 18 Uhr im Hotel wieder zu treffen.

Begegnung

Herr Scholl entschließt sich, nach einer Ruhepause im Hotel, einen Rundgang um die Lübecker Altstadt zu machen. Er geht durch das Holstentor und immer am Wasser, das die Lübecker Altstadt umgibt, entlang. Er betrachtet und fotografiert die alten Häuser, die erhaltenen Teile der alten Stadtmauer und die Häuschen die sich an sie drängen. Schließlich kommt er in die Kanalstraße, einer weniger pittoresken Gegend nahe dem Hafen. Die Straße säumen hier auf einer Seite kleine Geschäfte und Kneipen, auf der anderen Seite Parkplätze und Hafenanlagen.

Als er an einem Antiquitätenladen vorbei geht und zufällig durch das verstaubte Schaufenster schaut, sieht er Professor Gerlach, den Reiseleiter, in einer heftigen Diskussion mit einem anderen Mann. Da er überrascht ist seinen Reiseleiter hier, weit ab von jeglichen touristischen Attraktionen zu finden, bleibt er einen Moment stehen, um sich sicher zu sein, dass er wirklich Professor Gerlach gesehen hat. Plötzlich fällt der Blick des Mannes, mit dem Professor Gerlach diskutiert, auf das Schaufenster. Unwillkürlich dreht sich Professor Gerlach um und erkennt Herrn Scholl. Professor Gerlachs Gesichtsausdruck bekommt eine Mischung aus Staunen und Erschrecken. Er wirbelt herum und zieht den Mann, mit dem er diskutiert hatte hinter ein Regal, aus Herrn Scholls Blickfeld.

Herr Scholl weiß nicht was er daraus machen soll, anstatt zu grüßen schien Professor Gerlach in Panik zu geraten. Er findet es merkwürdig und geht ein paar Schritte weiter, als sich die Tür zum Antiquitätenladen öffnet und Professor Gerlach ihn mit äußerst freundlicher Stimme begrüßt und ihn bittet, zu ihm in den Antiquitätenladen zu treten.

Vermisst

Am späten Nachmittag kehren Frau Scholl und ihre Schwester in ihr Hotel zurück. Da ihr Ehemann noch nicht von seinem Spaziergang um die Altstadt zurückgekehrt ist, entschließt sie sich mit ihrer Schwester der Reisegruppe anzuschließen und zu dem vereinbarten Restaurant zu gehen. Da ihr Ehemann im Restaurant auch nicht erscheint, ist sie beunruhigt, aber Professor Gerlach versucht sie zu beruhigen, indem er ihr vorträgt, wie viele schöne Kneipen es in Lübeck gibt, wo ihr Mann hängen geblieben sein könnte. Aber es gelingt ihm nicht Frau Scholl zu beruhigen. Schließlich, nach Rückkehr in das Hotel, wo ihr Mann auch noch nicht aufgetaucht ist, ruft Frau Scholl die Polizei an und erstattet eine Vermisstenanzeige.

Am nächsten Vormittag findet die Lübecker Hafenpolizei eine männliche Leiche im Wasser nahe der Kanalstraße die Ausweispapiere, Kreditkarten und Bargeld an sich hat. Die Polizei vermutet einen Unfall. Laut Ausweispapieren handelt es sich um Herrn Scholl. Anhand der erstatteten Vermisstenanzeige wird die Reisegruppe ausfindig gemacht, die im Begriff ist ohne Frau Scholl und ihrer Schwester weiter zu reisen, Die Reisegruppe hatte sich entschlossen, auf Raten des Reiseführers, die Reise wie geplant fortzusetzen, denn, wie er behauptete, sie könnten sowieso nichts zu der Sache beitragen. Frau Scholl und ihre Schwester beschlossen zurückbleiben, um das Verschwinden des Ehemannes und Schwagers zu klären.

Die Obduktion der Leiche ergibt, dass Herr Scholl ertrunken ist. Zusätzlich wird festgestellt, dass Herr Scholl unter erheblicher Alkoholeinwirkung stand. Der erste Eindruck bei der Polizei ist, dass Herr Scholl betrunken in das Hafenbecken gefallen und ertrunken ist, doch Frau Scholl erhebt Einspruch gegen den Obduktionsbefund. Sie erklärt, dass das kein Verhalten wäre, das sie ihrem Mann zutrauen würde, obwohl er dem Alkohol nicht abgeneigt war. Sie besteht darauf, dass weitere Nachforschungen gemacht werden.

Mord

Um zu versuchen die infrage kommenden Kneipen in der Nähe der Kanalstraße abzugrenzen wird der Rest des Mageninhalts näher untersucht und es wird festgestellt, dass der Alkoholkonsum aus Wein bestand. Sobald Frau Scholl mit dieser Tatsache konfrontiert wird, argumentiert sie vehement, dass ihr Mann fast nie Wein trank. Die Säure im Wein bekam ihm nicht. Er trank meistens Bier, aber auch Gin und Whisky, aber selten Wein, und dann nur ein Glas aus Höflichkeit. Anfangs sind die Kripobeamten skeptisch, aber dann, anhand der Tatsache, dass in dem Hafenviertel relativ wenig Wein getrunken wird, haken sie nach. Man kommt auf die Idee, dass Herr Scholl vielleicht an einem anderen Ort ertrunken sein könnte, wo Weinkonsum eher infrage käme. Eine Probe des Wassers in der Lunge von Herrn Scholl wird mit einer Probe des Hafenwassers, wo der Leichnam gefunden wurde, verglichen. Erstaunlicherweise ist das Wasser aus der Lunge des Leichnams reines Trinkwasser, wie es aus einem Wasserhahn kommt. Das Wasser, in dem der Leichnam gefunden wurde, hingegen ist unreines Hafenwasser. Also ist Herr Scholl woanders ertrunken und dann in das Hafenbecken geworfen worden.

Eine Aufzeichnung der GPS-Signale von Herrn Scholls Smartphone wird beantragt und zeigt ungefähr wie weit, entlang der Kanalstraße, Herr Scholl gekommen war, bevor das Telefon aufgehört hat zu funktionieren. Die Kripo besucht alle Geschäfte und Lokale in dieser Gegend. Darunter ist auch ein Antiquitätengeschäft. Der Ladeninhaber leugnet Herrn Scholl jeweils gesehen zu haben. Doch, während sie den Ladenbesitzer befragen, fällt den Kriminalbeamten zufällig ein Buch über berühmte Gemälde auf dem Ladentisch auf, geschrieben von Professor Gerlach, den sie von ihrem Besuch bei der Reisegruppe kennen. Das Buch allein hätte sie nicht hellhörig gemacht, aber beim blättern in dem Buch finden sie ein Informationsblatt über die derzeitige Ostseereise unter der Führung von Professor Gerlach. Auf diesem Blatt befinden sich auch drei Zahlen. Der Ladeninhaber leugnet, Professor Gerlach zu kennen und behauptet das Buch diene der Recherche, denn manchmal werden Gemälde angekauft, die eventuell wertvoll sein könnten. Wie das Informationsblatt in das Buch kam, wisse er auch nicht und erst recht nicht was die drei Zahlen bedeuten sollen.

Kunstraub-Katalog

Die Kripobeamten nehmen das Buch und das Informationsblatt mit. Sie kommen zu der These, dass die drei Zahlen auf dem Informationsblatt möglicherweise auf Seiten des Buches hinweisen, denn das Blatt befindet sich bei einer Seite, die einer der drei Zahlen zuzuordnen ist, und zwar der Dritten. Tatsächlich fallen alle drei Zahlen in den Bereich der Seitenzahlen des Buches. Jede Seite enthält eine Abbildung eines wertvollen Gemäldes. Man recherchiert im Internet, wo sich diese Gemälde befinden und findet heraus, dass alle drei Gemälde in den letzten Monaten aus den Museen in denen sie ausgestellt waren Opfer von Kunstraub wurden. Das Gemälde, das auf der Seite des Buches abgebildet ist, bei der das Informationsblatt lag, wurde erst kürzlich in Heidelberg gestohlen. Weiterhin wird festgestellt, dass fast ein halbes Dutzend anderer Gemälde die in dem Buch abgebildet sind, in den letzten Jahren gestohlen wurden. Die unaufgeklärten Taten wurden einer international agierenden Bande angelastet, die für anonyme Auftraggeber gezielt wertvolle Gemälde stiehlt. Die gestohlene Kunst wird dann vermutlich über Mittelmänner an die Auftraggeber geschickt. Dient das Buch von Professor Gerlach als eine Art Katalog, nach dem sich kriminelle Sammler wertvolle Gemälde aussuchen können? Könnte es sein, dass man es hier mit mehr als nur einem Mord an einem Touristen zu tun hat, etwa mit internationalem Kunstraub?

Die Lübecker Polizei kontaktiert die Heidelberger Polizei, um ihre Kenntnisse weiterzugeben, dass es womöglich einen Zusammenhang zwischen den Vorkommnissen in Lübeck und dem Kunstraub in Heidelberg geben könnte. Die Polizei gibt die Information an das Kurpfälzische Museum weiter, welches die Versicherungsgesellschaft informiert, die das Kunstwerk versichert hat. Die Versicherung entschließt, ihren eigenen Ermittler einzuschalten.

Ermittler

Der Anruf erreicht Banacek am frühen Nachmittag desselben Tages, d. h., der Anrufbeantworter seines Smartphones zeichnet ihn auf. Er wird erst aufmerksam auf den Anruf, als er zwei Stunden später aus seinem Segelboot steigt. Er hatte den Vormittag und Teil des Nachmittags auf seinem Catboat „John B“ vor der Küste von Cape Cod im Nantucket Sound verbracht. Der Telefonempfang für Mobiltelefone endet an der Küste, von der er zur Zeit des Anrufes etwa eine Meile entfernt war.

Der Anruf ist von der Arabella Versicherungsgesellschaft, die ausschließlich wertvolle Antiquitäten und Gemälde versichert. Banacek war schon mehrere Male tätig für die Arabella. Die Botschaft lautet: „Banacek, melden Sie sich“! Banacek ruft zurück und erfährt, dass das Gemälde, „Die Betende“ von Bartelli, eine wertvolle Leihgabe aus Florenz die von der Arabella versichert ist, aus dem Kurpfälzischen Museum in Heidelberg gestohlen wurde. Die Täter hatten wohl „Insider“ Informationen, denn sie haben die Alarmanlage total lahmgelegt, was nur jemand mit genauen Kenntnissen der Anlage machen konnte.

Nichts wird aus der „Happy Hour“ im Yacht Club auf die sich Banacek schon gefreut hatte, sondern den nächsten Lufthansa Flug von Boston nach Frankfurt buchen und hastig packen ist angesagt. Banacek hat Glück und erreicht den Flug der kurz nach 22 Uhr vom Logan International Airport in Richtung Frankfurt startet. In Frankfurt, am nächsten Tag kurz vor Mittag angekommen, fährt er umgehend nach Heidelberg, wo er den Rest des Tages damit verbringt, den Polizeibericht zu studieren und sich den Ort des Geschehens anzusehen.

Am nächsten Morgen reist Banacek nach Lübeck. Nachdem er sich in einem Hotel angemeldet hat, fährt er per Taxi ins Polizeipräsidium um sich vorzustellen und sich persönlich über die vermeintlich neuen Erkenntnisse im Zusammenhang mit dem Kunstdiebstahl zu informieren. Die Beamten, die während der Aufklärung des Mordfalles das Buch von Professor Gerlach entdeckt hatten, sind nicht besonders erfreut über sein Erscheinen. Doch es bleibt ihnen nichts anderes übrig als ihn umfangreich zu informieren, denn sie haben dementsprechende Anweisungen von höchster Stelle. Die Chefetage der Versicherung hat anscheinend überzeugende Leistung beim Polizeipräsidium vollbracht.

Puzzle

Die Information, die Banacek von den Kripobeamten bekommt, ist wie ein Puzzle, dessen Teile es gilt, zusammenzufügen: Der Tod von Herrn Scholl, Professor Gerlachs Buch im Antiquitätengeschäft, und die Ostseereiseinformation mit den mysteriösen Zahlen, die auf gestohlene Gemälde hinzuweisen scheinen. Am meisten interessiert ihn, welche Rolle Professor Gerlach in der Sache spielt. Ist Professor Gerlach der Schlüssel zu diesem Rätsel? Er entschließt sich, seine eigenen Nachforschungen zu machen, anstatt sich mit den Auskünften der Kriminalpolizei zu begnügen.

Banacek beschließt als Erstes das Antiquitätengeschäft anschauen. Er mietet sich ein unauffälliges Auto und fährt nach Einbruch der Dunkelheit zu dem Antiquitätengeschäft in der Kanalstraße. Er parkt gegenüber auf dem Parkplatz und wartet einige Zeit, bis er sicher ist, dass sich nichts bewegt in dem Geschäft. Dann schlendert er nonchalant am Geschäft vorbei in den Innenhof, der von dem Geschäftsgebäude und einer angeschlossenen Lagerhalle begrenzt wird. Am Hinterausgang des Antiquitätengeschäftes schafft er sich Zugang zu dem Geschäft mit dem Werkzeug in der Größe eines Taschenmessers, welches ihm schon manche Tür geöffnet hat. Es ist ziemlich dunkel im Inneren des Geschäftes, aber er will kein Licht machen oder seine Taschenlampe benutzen, denn man könnte den Lichtschein durch die Schaufenster sehen. Zum Glück befindet sich auf der Kanalstraße vor dem Geschäft eine Straßenlaterne, die genügend Licht in den Hauptraum des Geschäftes wirft. Was er sieht, ist eher Krempel als Antiquitäten. Alles ist ziemlich verstaubt und macht einen verwahrlosten Eindruck.

Er geht in die angeschlossene Lagerhalle. Da ist es stockdunkel und er muss jetzt doch seine Taschenlampe in Anspruch nehmen. In der Lagerhalle sieht es etwas besser aus, denn hier stehen Teile von Biedermeier Möbelstücken, die wertvoller sind als der Schrott im Verkaufsraum. Es sieht aus als wäre man hier bei der Restaurierung einer ganzen Menge von Möbelstücken. Doch er sieht weder fertige, noch teilweise fertige, Stücke. Er sieht auch nicht das übliche Werkzeug, das man normalerweise für Restaurierungen benutzt, sowie Klemmen um geleimte Teile zusammenzuhalten, während der Leim trocknet. Er sieht auch keinen Leim und keine Säge und keinen Hammer. Merkwürdig, denkt Banacek, nur ausgeschlachtete Möbelstücke. Da stößt er mit seinem Fuß an etwas das ihn fast zu Fall bringt. Er stößt so heftig daran, dass das Objekt ein Stück verschoben wird. Als er versucht herauszufinden, über was er gestolpert ist, fällt der Lichtkegel seiner Taschenlampe auf eine Spalte im Fußboden, die von dem Möbelstück verdeckt war, bevor er es aus Versehen zur Seite geschoben hatte. Er rückt das Teil weiter weg und sieht eine Falltür. Mit etwas Mühe kann er die Falltür hochheben und entdeckt darunter eine Leiter. Er steigt in die Luke ein und tastet seinen Weg vorsichtig die Leiter hinunter. Unten angekommen riecht er, was er vorher vermisst hatte, nämlich Leim. Während er versucht, sich umzuschauen, fällt der Schein seiner Taschenlampe auf einen Lichtschalter an der Wand. Da er sich jetzt offensichtlich in einem Kellergewölbe ohne Fenster befindet, entschließt er den Lichtschalter zu betätigen. Der Raum ist sofort mit sehr viel Licht überflutet. Was Banacek jetzt sieht versetzt ihn in Staunen: Der Raum ist fast ausgefüllt mit Geräten und mehreren großen Rollen Plastikfolie. An einer Seite des Raumes steht eine Maschine, die auf den ersten Blick wie ein medizinisches Gerät aussieht. Es erinnert ihn an das Röntgengerät eines Zahnarztes. Ein beweglicher Arm ragt in den Raum. An der Spitze des Armes befindet sich eine kleine Röhre mit einem etwas zurückgesetzten Objektiv. Bei näherer Betrachtung des Geräts sieht er die Aufschrift „Precision Laser“ und eine Warnung vor dem Laserstrahl. Ein Lasergerät, also! Er schaut sich weiter um und entdeckt einen Aufzug, der wahrscheinlich in den Innenhof führt. Er verlässt den unterirdischen Raum, legt die Falltür sorgfältig zurück und bedeckt sie mit dem Möbelteil, über das er gestolpert war. Tatsächlich findet er auf dem Innenhof den überirdischen Ausgang des Aufzugs, der auch sorgfältig getarnt ist, sodass er kaum zu erkennen ist. Er hat das Gefühl, hier wird etwas getrieben, was mit den Kunstdiebstählen zu tun hat.

Banacek fährt zurück in sein Hotel und setzt sich an die Bar. Er bestellt einen Cocktail und ist sofort tief in Gedanken versunken. Er überlegt sich, was er heute Abend in dem Kellerraum gesehen hatte. Was macht jemand da mit diesem Lasergerät? Beim zweiten Cocktail fällt ihm ein, dass er sich vor ein paar Jahren die Augen hat „lasern“ lassen. Da wurde eine hauchdünne Schicht von seiner Hornhaut per Laser „abgebrannt“. Man kann dieses Verfahren bestimmt auch auf anderes Material übertragen, denkt er. Er geht auf sein Zimmer, um im Internet zu recherchieren. Im Wikipedia Beitrag zur Lasertechnik findet er, unter anderem: „... Laser eignen sich zum Umformen, Trennen, Fügen, Beschichten und Stoffeigenschaften ändern verschiedenster Materialien, wie Holz, Kunststoff, Papier und Metalle ...“. Was in dem Kellerraum, den er besichtigt hat, am ehesten infrage käme, wäre die Bearbeitung von Holz. Mit dem Laser könnte man Material abtragen oder einen Hohlraum schaffen. Einen Hohlraum, um darin etwas zu verstecken! Genau wie es gemacht wird ist ihm noch nicht klar, aber er hat ein gutes Gefühl, dass er sich auf der richtigen Spur befindet.

Verfolgung

Am nächsten Tag meldet sich Banacek im Polizeipräsidium. Er schlägt vor, dass er der Reisegruppe um Professor Gerlach nach reise, um den Professor zu beobachten, um möglicherweise einen Zusammenhang zwischen ihm, den internationalen Kunstdiebstählen und dem Mord in Lübeck festzustellen, oder auszuschließen. Die Lübecker Polizei ist mehr als willig ihn diese Aufgabe übernehmen zu lassen, denn sie ist erstens immer noch mit der Aufklärung des Mordes an Herrn Scholl beschäftigt und zweitens froh ihn los zu werden. Also zahlt er seine Rechnung im Hotel, steigt in sein unauffälliges Auto und fährt der Reisegruppe hinterher. Anhand der Reisebeschreibung in Professor Gerlachs Buch weiß er ja, wohin deren Reise führt.

Da mehrere Tage vergangen sind seit dem Mordfall und der resultierenden Untersuchungen der Lübecker Polizei, ist die Reisegruppe um Professor Gerlach mittlerweile am letzten Ziel ihrer Reise, Greifswald, angelangt. In Greifswald steht ein Besuch der St. Jacobi Kirche auf dem Programm. Es ist üblich, für Besucher in der St. Jacobi Kirche den Dachstuhl zu besichtigen. Vom Dachstuhl aus kann man die Konstruktion der Seitenschiffe und der Kuppeln betrachten. Außerdem kann man durch kleine Öffnungen in die Seitenschiffe und in das Hauptschiff hinunter schauen. Zudem hat man einen weiten Blick über die Stadt, wenn man zu einer der Dachluken hinaus schaut. Die Mehrzahl der Reisegruppe entschließt sich den Dachstuhl zu erkunden und steigt die enge Wendeltreppe in den Dachstuhl hinauf. Professor Gerlach bleibt nichts anderes übrig, als sich der Mehrzahl der Reisenden anzuschließen.

Dachstuhl

Der Weg in den Dachstuhl führt über eine Wendeltreppe in einem Turm, der von außerhalb der Kirche betreten wird. Mit Professor Gerlachs Reisegruppe steigen noch mehrere Leute, die nicht der Reisegruppe angehören, in den Dachstuhl, darunter auch Banacek. Er hat den Professor und seine Reisegruppe schon seit Verlassen deren Hotels unbemerkt beobachtet. Da der Aufstieg mühsam und eng ist, ist die Gruppe der Besucher des Dachstuhls auseinandergezogen. Während manche schon den Dachstuhl erreicht haben, sind andere noch auf der Treppe im Turm. Wer im Dachstuhl angekommen ist, findet ein Wirrwarr von Balken und Brettern. Quer durch den Dachstuhl führt ein Steg aus Brettern, die auf die unteren Dachbalken gelegt sind. Um auf diesem schmalen Steg vorwärtszukommen, muss man sich alle paar Meter so tief bücken, um unter den quer laufenden Balken hindurch zu kommen, sodass man sich teilweise fast auf Händen und Füßen fortbewegt. Die mühsame Fortbewegung auf dem Steg zieht die Gruppe der Besucher noch mehr auseinander.

Einer der Ersten im Dachstuhl ist Professor Gerlach. Er will kein Nachzügler sein, der eventuell als Letzter ohne Schutz der Reisegruppe im Turm wäre. Die Reisegruppe erzählt später, dass der Professor nach ihrem Aufenthalt in Lübeck sichtlich nervös war. Er verließ die Gruppe selten und schloss sich nachts in sein Zimmer ein und kam am nächsten Morgen erst heraus, wenn alle Reiseteilnehmer sich bereits versammelt hatten. Es schien als suchte er den Schutz der Gruppe.

Was er jetzt nicht ahnt, ist, dass genau dies die falsche Strategie ist, denn der Erste, der den Dachstuhl erreicht hat, ist genau der Mann, wegen dem er in letzter Zeit in jede dunkle Ecke geschaut hat und den Schutz der Gruppe gesucht hat. Seit der Abreise der Reisegruppe aus Lübeck hielt sich diese Person täglich in der Nähe der Reisegruppe auf, ohne aufgefallen zu sein. Jetzt hat er es besonders leicht sich zu verstecken in dem Durcheinander der Balken und Bretter des Dachstuhls. Während die anderen Dachstuhlbesucher sich noch mit den tief liegenden Balken und dem Blick durch die Dachluken beschäftigen, verlässt der Mysteriöse sein Versteck und versperrt Professor Gerlach den Weg. Er drängt ihn mit vorgehaltener Pistole zu einer der Dachluken. Professor Gerlach erstarrt vorerst vor Angst. Er bekommt keinen Laut über seine Lippen. Der Angreifer packt den Professor und versucht ihn durch die geöffnete Luke zu stoßen, doch der beginnt, sich aus schierer Todesangst energisch zu wehren.

Babacek ist nun auch im Dachstuhl angelangt und sieht, dass in einiger Entfernung ein Kampf stattfindet. Er eilt den Steg entlang zu der Luke, wo der Professor krampfhaft versucht sich zu verteidigen. Er ruft: „Halt, Polizei!“, obwohl er kein Polizist ist, aber er täuscht es manchmal in so einer Situation vor, denn es lenkt Angreifer momentan ab und erlaubt dem Opfer eventuell zu entkommen. Der Angreifer ist tatsächlich momentan irritiert, dreht sich in Banaceks Richtung. Unwillkürlich greift Banacek in seine Tasche. Der Angreifer denkt wohl, dass er nach einer Waffe greife, doch Banacek trägt keine Waffe, der Griff in die Jackentasche gilt seinem Handy. Der Bruchteil der Sekunde die diese Handlung dauerte war genügend für den Professor um sich von seinem Peiniger los zu reißen und hinter einem dicken Stützbalken Schutz zu suchen. Der Angreifer feuert einen Schuss in des Professors Richtung, aber ohne Erfolg, die Kugel bohrt sich harmlos in Jahrhunderte altes Gebälk. Danach sucht der Angreifer verzweifelt nach einem Fluchtweg, doch der Weg durch den Dachstuhl ist versperrt. Auf der einen Seite ist das Ende des Dachstuhls. Von der anderen Seite kommen, so vermutet er, mehrere Polizisten, denn immer mehr Dachstuhlbesucher drängen in den Dachstuhl hinein. Der einzige Fluchtweg der bleibt ist die Dachluke. Er schaut zur Dachluke hinaus und sieht Trittflächen auf dem Dach der Kirche, ähnlich wie sie Schornsteinfeger benutzen, um über das Dach zum Schornstein zu gelangen. Die Trittflächen führen zu einem Stützpfeiler mit einem Wasserspeier davor, offensichtlich zur Instandhaltung des Wasserspeiers. Er klettert kurz entschlossen hinaus und über die Trittflächen zum Stützpfeiler. Obwohl die Trittflächen vor dem Stützpfeiler enden, versucht er sich hinter dem Pfeiler zu verstecken. Diese Entscheidung wird ihm zum Verhängnis, denn ein Dachziegel hinter dem Stützpfeiler ist lose und bricht unter seinem Gewicht weg. Er verliert seinen Halt, rutscht mit dem Dachziegel über das Dach ab und stürzt in die Tiefe.

Banacek hat soeben die offene Dachluke erreicht und ist Zeuge des Sturzes vom Dach. Andere Dachstuhlbesucher sind inzwischen in Panik zur Treppe gestürzt, unter ihnen der Professor. Banacek versucht auch so schnell wie möglich die Treppe zu erreichen, um den Professor nicht aus den Augen zu verlieren. Zur selben Zeit ruft er per Notruf die Polizei. Bis er wieder vom Dachstuhl herunter gestiegen ist, ist die Polizei angekommen. Für sie bleiben nur noch der Abtransport der Leiche des Unbekannten und die Befragung von Zeugen. Da die Reisegruppe und Banacek Zeugen des Absturzes waren werden sie alle verhört. Da Banacek auch verhört wird, muss er sich zu erkennen geben, muss erklären, warum er in Greifswald ist und muss auch den Zusammenhang mit dem Mord in Lübeck erklären. Da die Chefetage der Arabella Versicherung in Greifswald nicht dieselbe Vorarbeit mit dem Polizeipräsidium geleistet hat wie in Lübeck, wird er als privater „Schnüffler“ angesehen und bekommt keine direkten Informationen und muss sich mit dem offiziellen Polizeibericht begnügen.

Darin steht unter anderem, dass der vom Dach der St. Jacobi Kirche gestürzte Mann mithilfe der Lübecker Polizei als Yevgeny Kosemchuk identifiziert wurde. Laut Polizeibericht stammte er aus Russland, hat aber schon mehrere Jahre legal in Lübeck gelebt und gearbeitet. Er soll als Türsteher und Gelegenheitsarbeiter beschäftigt gewesen sein. Er wurde mehrere Male wegen Körperverletzung verurteilt und offensichtlich wollte er, aus unbekannten Gründen, Professor Gerlach ermorden. Weiterhin wurde ermittelt, dass Yevgeny Kosemchuk zuletzt bei einem Lübecker Antiquitätenhändler, namens Oscar Netzer, in der Kanalstraße beschäftigt war. Der Polizeibericht schließt mit dem Hinweis, dass weitere Ermittlungen durch die Lübecker Staatsanwaltschaft geführt würden.

Puzzleteile

Als Banacek den Bericht liest klingeln bei ihm die Alarmglocken. Mord in der Kanalstraße, Antiquitätengeschäft, Kunstraub, Yevgeny Kosemchuk, das alles passt irgendwie zusammen. Er ist schon wieder in Lübeck. Die Lübecker Polizei hat natürlich Oscar Netzer ins Präsidium gebracht. Der muss zugeben, dass Yevgeny Kosemchuk für ihn gearbeitet hat bestreitet aber, etwas mit dessen Angriff auf Professor Gerlach zu tun zu haben. Er behauptet ein unbescholtener, bescheidener Antiquitätenhändler zu sein.

Es ist Zeit für Banacek seine Entdeckungen im Keller unter dem Antiquitätengeschäft publik zu machen: Er „beichtet“ den ermittelnden Lübecker Beamten seine abendliche Tour durch das Antiquitätengeschäft in etwas von der Wahrheit abweichender Form. Er will nicht als Einbrecher dastehen, sondern als zufälliger Entdecker. Sie gehen gemeinsam in das Antiquitätengeschäft. Er zeigt den Beamten die Falltür und die unterirdische Werkstatt. Er sieht an ihren Gesichtsausdrücken, dass sie keinen blassen Schimmer haben von der Bedeutung von dem, was sie vor sich sehen. Da leistet er gerne etwas Nachhilfe, indem er ihnen seine Theorie auslegt, die er in den letzten Tagen vervollständigt hat.

Er erklärt, dass dies keine Restaurierungswerkstatt ist, sondern eine raffiniert angelegte Werkstatt zum Verstecken von gestohlenen Gemälden in alten Möbelstücken. In groben Zügen versucht er klar zu machen, wie das geschieht: Das Diebesgut wird an den Antiquitätenhändler geliefert. Dieser baut die Gemälde in antike Möbelstücke, z. B., Schränke oder Kommoden aus der Biedermeier Epoche, ein. Dafür werden die Gemälde mit hauchdünner Folie überzogen. Mit der neuesten Lasertechnologie, wie sie in der Medizin verwendet wird, werden tiefe Schlitze in eine Kante eines von einem Möbelstück entfernten Holzstückes gebrannt. Die Schlitze werden mit entsprechender Breite und Tiefe gebrannt, um das in Folie geschweißte Gemälde aufzunehmen. Anschließend werden die Schlitze mit Sägemehl und Leim versiegelt und das Möbelstück wieder zusammengebaut. Falls ein Möbelstück nicht über ein Teil mit der notwendigen Stärke verfügt, wird ein passendes Teil aus einem anderen Möbelstück herausgenommen. Die Möbelstücke werden ganz genau ausgesucht, damit das falsche Teil übereinstimmt mit der Bauart und dem Alter des „Versteck-Möbelstückes“. Daher die vielen ausgeschlachteten Möbelstücke im Lagerraum des Antiquitätengeschäftes. Die Folie dient zum Schutz des Gemäldes wie auch um Röntgenuntersuchungen zu unterbinden. Abschließend muss Banacek zugeben, dass er noch nicht weiß, wie das Möbelstück mit dem Gemälde an seinen Bestimmungsort kommt.

Professor

Professor Gerlach ist inzwischen nach Lübeck transportiert worden. Er wird zunächst als Zeuge behandelt, aber wegen des Buches, das in dem Antiquitätengeschäft gefunden wurde, wird er der Mitwisserschaft der Umstände um Herrn Scholls Tod verdächtigt. Daher wird er in Untersuchungshaft genommen. Während des Verhörs wird er mit der Entdeckung der Werkstatt unter dem Antiquitätengeschäft und dem Auffinden seines Buches im Antiquitätengeschäft konfrontiert. Anfänglich weist er alle Anschuldigungen von sich. Doch als ihm die Vermutung, dass man sein Buch für einen Katalog zum Aussuchen von potenziellen Raubobjekten hält und der Tatsache, dass etliche der in dem Buch abgebildeten Gemälde Opfer von Kunstdiebstählen wurden, unterbreitet, erklärt er sich bereit mit der Polizei zu kooperieren - vorausgesetzt er bekommt Personenschutz. Professor Gerlach beteuert, dass er kein hart gesottener Verbrecher ist, sondern ein durch Geld verführter Intellektueller. Daher will er „reinen Tisch“ machen, aber er verlangt Schutz, denn er fürchtet die Rache der Partner in seiner Kriminalität oder die seiner „Kunden“.

Durch sein Geständnis versucht Professor Gerlach so viel von seinem Leben zu retten wie möglich, daher ist sein Geständnis ziemlich umfangreich. Er erklärt, dank seiner Bekanntheit als Kunsthistoriker, Kontakt zu reichen Kunstliebhabern zu haben, die sich nicht vor illegalen Methoden scheuen, wenn sie ein wertvolles Kunststück bekommen können. Die meisten seiner Kontakte sind neu in Baden-Baden angesiedelte Milliardäre, die es gewohnt sind, ihren Willen mit Geld oder anderen Methoden durchzusetzen. Professor Gerlach lockte die Aussicht auf viel Geld, daher entschloss er sich, behilflich im illegalen Erwerb von Kunstwerken zu sein. Zu diesem Zweck schrieb er ein Buch über die berühmtesten Gemälde, die in öffentlichen deutschen Museen ausgestellt waren, um es wie einen Katalog seinen „Kunden“ vorzulegen, damit sie sich aussuchen konnten, was ihnen gefiel. Professor Gerlach nahm die Aufträge entgegen, da er wusste, wer im Besitz des jeweiligen Kunstwerkes war. Ferner konnte er die Sicherheitsmaßnahmen die die Gemälde schützen sollten erforschen, denn er war bei den meisten der Museumsdirektoren bekannt, mit vielen sogar befreundet. So konnte er jederzeit, unter dem Vorwand wissenschaftliche Recherchen zu führen, Kunstwerke unbeobachtet genau untersuchen und sich dabei die vorhandenen Sicherheitsvorkehrungen notieren. Er leitete dann den Auftrag und seine Beschreibung der Sicherheitsvorrichtungen weiter an einen Verbindungsmann der Bande, die die Raube in wechselnder Besetzung durchführte. Als Verbindungsmann nannte er Oskar Netzer, den Lübecker Antiquitätenhändler. Die mehrmals im Jahr veranstalteten Ostseereisen von Professor Gerlach dienten als Tarnung für den Kontakt mit dem Verbindungsmann.

Das Diebesgut wurde von der Bande an den Antiquitätenhändler geliefert. Wie Banacek schon herausgefunden hatte, baute dieser die Gemälde in antike Möbelstücke ein. Nichts von dem überrascht Banacek. Was ihm jedoch neu ist, ist, dass die Möbelstücke dann legal an fiktive Adressen, die Professor Gerlach mit seinen „Kunden“ vereinbart hatte, versandt wurden. Nach gelungener Lieferung überbrachte Professor Gerlach das Geld immer persönlich an den Verbindungsmann damit keine Telefonate oder Korrespondenz abgefangen, oder Spuren von Bankverbindungen hinterlassen, werden konnten. Professor Gerlach behauptet, dass er nur seine „Kunden“ und Oskar Netzer, den Verbindungsmann, kennt, nicht die Diebesbande. Er beteuert weiterhin, dass er nichts mit dem Tod von Herrn Scholl zu tun habe. Herr Scholl hatte ihn zufällig in dem Antiquitätengeschäft gesehen, wo er gerade in einem Streit mit dem Ladenbesitzer war, denn während des letzten Raubes wurde ein Wachmann getötet. Professor Gerlach behauptet von vornherein klar gemacht zu haben, wenn er bei den Kunstdiebstählen mitmache, dann nur wenn niemand zu Schaden käme, außer Finanziellem. Er habe Oskar Netzer gedroht, aus dem Geschäft aus zu steigen. Über seine Auftraggeber schweigt Professor Gerlach weiterhin. Deren Namen und die Adressen, an die die geraubten Gemälde geschickt wurden, hält er zurück als eine Art Pfand oder Trumpfkarte, die er spielen will, wenn es zu Verhandlungen über seine Strafe kommt.

Verbindungsmann

Nun fühlt sich Oskar Netzer in Bedrängnis gebracht. Er befürchtet, dass die ganze Schuld jetzt auf ihn abgewälzt wird. Er behauptet er kennt nur Professor Gerlach und den Mittelsmann zur Bande, aber nicht die Mitglieder der Bande. Der Mittelsmann der Bande war Yevgeny Kosemchuk der zum Schein als Oskar Netzers Assistent in Erscheinung trat. In Wirklichkeit war er nicht nur der Verbindungsmann zur Bande, sondern er sollte auch die Verlässlichkeit von Oskar Netzer überwachen und etwaige Sicherheitslücken verhindern. Als Herr Scholl auftauchte habe er, Oskar Netzer, dem Professor geraten Herrn Scholl in das Geschäft zu beten, um mit ihm zu reden. Doch Yevgeny Kosemchuk habe die Sache in seine Hände genommen, indem er Professor Gerlach wie auch ihm drohte, sie an die Bande auszuliefern, falls sie nicht kooperieren würden. Professor Gerlach habe das Geschäft sofort verlassen nachdem Herr Scholl das Geschäft betreten hatte. Er, Oskar Netzer, habe gezögert Yevgeny Kosemchuk mit Herrn Scholl alleine zu lassen, wurde aber auch gezwungen, das Geschäft zu verlassen. Darüber hinaus erzählt Netzer, dass Yevgeny Kosemchuk Herrn Scholl gezwungen hat Unmengen von billigem Wein, der in der Lagerhalle lagerte, zu trinken. Als das Opfer fast bewusstlos vom Alkohol war, tauchte Yevgeny Kosemchuk den Kopf von Herrn Scholl in einer Wanne im Lagerraum so lange unter Wasser, bis er ertrank. Später in der Nacht brachte er den Leichnam an den Hafen und warf ihn ins Wasser mit der Annahme, dass die Strömung den Körper in Richtung Ostsee mitreißen würde. Yevgeny Kosemchuk sah es auch als seine Aufgabe Professor Gerlach zu beseitigen als dieser gedroht hatte aus dem Raubgeschäft auszusteigen.

Oskar Netzer behauptet ferner, er kannte nur die fiktiven Adressen, an die die Möbelstücke mit den Gemälden geschickt wurden und nicht die Auftraggeber. Er behauptet, dass er sich an keine der Adressen erinnern kann und dass alle Frachtpapiere immer sofort vernichtet wurden. Durch eine offizielle Anfrage der Arabella Versicherung an den Zoll könnten Zolldokumente für die Möbelstücke, die ins Ausland transportiert wurden, und somit die Adressen, wohin sie geschickt wurden, ausfindig gemacht werden. Aber das würde einige Zeit dauern, die Banacek nicht verschwenden will. Oskar Netzer behauptet für jeden Transport eine andere Speditionsfirma benutzt zu haben und er behauptet, dass er nicht mehr weiß, welche die Letzte war.

Rettung

Das Internet ist eine wunderbare Erfindung und auch dem Erfinder der Suchmaschine danken Viele jeden Tag. Man braucht sich nichts mehr zu merken oder zu wissen, man „googled“ einfach um etwas zu finden. Auch Banacek ist dankbar. Also „googled“ er „Speditionen Lübeck“ und erhält eine Anzahl von Links zu Internetseiten von Lübecker Speditionen.

Am nächsten Morgen kommt ein anderes Instrument zum Zuge: das Telefon. Das dauert etwas länger als mit Google, aber nach einem halben Dutzend Fehlschlägen findet er die Spedition, die just an dem Tag, an dem die Ostseereisegruppe Lübeck erreicht hatte einen Auslandsauftrag für Oskar Netzer durchgeführt hatte. Er gibt sich als Mitarbeiter von Herrn Netzer aus und nach ein paar schmeichelnden Worten gibt ihm die nette Dame am Telefon die Adresse, an die das Möbelstück, ein Biedermeier Schrank, versandt wurde. Aber höchst erfreulich für ihn ist, als die nette Dame ihm sagt, dass das gute Stück noch nicht an seinem Bestimmungsort eingetroffen sein kann, denn ein Streik der Lkw Fahrer hat den ganzen Zeitplan durcheinandergebracht. Banacek hatte Streiks immer als äußerst lästig empfunden, doch jetzt findet er diesen Streik äußerst hilfreich! Er erfährt von der netten Dame auch, dass das Möbelstück per Flugzeug von Frankfurt verfrachtet werden soll und möglicherweise noch im Flughafenbereich sein könnte. Also ist ihm die Adresse an die der Schrank gehen soll egal, er wird versuchen den Schrank abzufangen, bevor er Deutschland verlässt.

Also auf nach Frankfurt. Banacek checkt schnell aus seinem Hotel aus, ein Taxi bringt ihn zum Bahnhof. Er fährt per Zug, da fliegen länger gedauert hätte, denn der nächste Flughafen der Direktflüge nach Frankfurt anbietet ist in Hamburg, außerdem muss er einige wichtige Anrufe machen, was vom Flugzeug aus nicht möglich gewesen wäre. Er steigt kurz nach 14 Uhr am Flughafenbahnhof in Frankfurt aus. Dort erwartet ihn schon der Leiter der Rechtsabteilung der Arabella aus Mannheim, ein Repräsentant der Staatsanwaltschaft Heidelberg und der Kunstdirektor des Kurpfälzischen Museums Heidelberg. Drei seiner Anrufe haben die drei Herren auf den Plan gerufen, ein vierter Anruf war weniger erfolgreich, er galt dem Zollamt im Fracht-Terminal-Bereich. Dort wurde ihm gesagt, dass das gesuchte Frachtstück - er sagte natürlich nicht, was der wahre Inhalt ist - bereits im Abfertigungsbereich ist und müsste umgehend auf ein Flugzeug verladen werden. Höchste Eile ist geboten, sonst entwischt ihm sein Preis noch! Er bittet den jungen Mann ihn und einige andere Herren am Tor des Fracht-Terminal-Bereiches zu empfangen, was dieser nach Rücksprache mit seinem Chef zusichert, nachdem ihm erklärt wurde, um wen es sich bei den drei Herren handelt und dass der Repräsentant der Staatsanwaltschaft einen Durchsuchungsbefehl bei sich hat. Was Banacek dabei verschweigt, ist, dass der Herr von der Staatsanwaltschaft aus Heidelberg kommt und nicht von der Frankfurter Staatsanwaltschaft.

Die drei Herren und Banacek eilen zum südlichen Teil des Rhein-Main-Flughafens. Der junge Mann vom Zoll erwartet sie tatsächlich am Tor und führt sie zu seinem Chef. Der Chef stellt den Heidelberger Durchsuchungsbefehl infrage und möchte gern mit seinem Vorgesetzten sprechen, doch die Zeit drängt. Die drei Herren versuchen den Chef der Zollabteilung zu überzeugen, dass ein wertvolles Gemälde wahrscheinlich in kürzester Zeit für lange Zeit, wenn nicht für immer, Deutschland verlassen würde, wenn sie nicht sofort handelten. Derweil wirft Banacek bange Blicke durch das Fenster auf die Rollbahn und sieht eine Maschine nach der anderen starten. Jedes dieser Flugzeuge könnte „sein“ Gemälde an Bord haben. Endlich lässt sich der Beamte überreden wenigstens mit ihnen nachzuschauen, ob das begehrte Möbelstück noch am Boden ist. Der notwendige Befehl von der Frankfurter Staatsanwaltschaft soll nachgereicht werden. Der Fracht-Terminal-Bereich ist riesig, also fahren sie mit einem Zollfahrzeug zu der Halle, wo das Möbelstück sein sollte, wenn es noch nicht verladen wurde.

Das Glück ist auf ihrer Seite, der Biedermeier Schrank den sie suchen ist noch da. Der leitende Zollbeamte kontrolliert vorerst die Ausfuhrpapiere: alles in Ordnung aus seiner Sicht. Danach öffnen zwei weitere Beamte die Kiste, in der der Schrank verpackt ist. Der Heidelberger Kunstdirektor kann es kaum abwarten, bis der Schrank an einem ruhigen Platz in der Lagerhalle steht. Er zieht sein Jackett aus, lockert seinen Schlips, rollt seine Hemdärmel hoch und fängt an den Schrank von allen Seiten zu betrachten. Er stellt fest, dass er gar kein Werkzeug braucht, um den Schrank auseinanderzunehmen, denn dessen Teile sind mit Klammern aus Holz zusammengehalten. Wenn man die Klammern löst, kann der Schrank in seine Teile zerlegt werden, was sie sofort tun.

Wie Banacek vermutet hatte, weist keines der Teile darauf hin, dass in seinem Inneren etwas versteckt sein könnte. Aber, was er im Kellerraum des Lübecker Antiquitätengeschäftes gesehen hatte überzeugt ihn, dass sie die Teile die der Größe des versteckten Gemäldes entsprechen sehr genau untersuchen müssen. Eigentlich kommt nur die Rückwand infrage, da nur sie die geeignete Größe hat. Er erklärt dem Kunstdirektor, was er in der Werkstatt gefunden hatte und wie damit gearbeitet wurde. Sie examinieren alle vier Kanten der Rückwand und sehen kaum einen Unterschied. Erst wenn sie mit einem dünnen, steifen Draht vorsichtig in die Kanten stechen, spüren sie an einer Kante weniger Widerstand. Da muss der Laserstrahl eingedrungen sein.

Der Versicherungsmann und der Staatsanwalt schauen dem Kunstdirektor und Banacek etwas ungläubig zu als sie beginnen Schicht für Schicht Material aus der Mitte der verdächtigen Kante zu entfernen. Schließlich stoßen sie auf einen Hohlraum. Nachdem sie aus dem Probeloch einen Schlitz gemacht haben, proben sie vorsichtig mit einer langen Pinzette nach dem Inhalt des Hohlraumes. Die Pinzette fasst einen Gegenstand, der sich herausziehen lässt. Vorsichtig zieht der Kunstdirektor ein in Folie geschweißtes Paket heraus. Noch ist nicht zu erkennen, was hinter der undurchsichtigen Folie verborgen ist, aber es ist etwas Dünnes. Sehr vorsichtig schneidet der Kunstdirektor an einem Ende des flachen Paketes einen Schlitz in die Folie und zieht die Leinwand die darin steckt heraus. Mit einem Ausruf hält er die Leinwand in die Höhe, für alle zu sehen: Es sieht aus wie „die Betende“ von Bartelli. Um sicher zu sein, dass dies keine Fälschung ist, holt der Kunstdirektor seine Lupe heraus und untersucht das Gemälde gründlich. Sein Urteil lautet: Es ist das gesuchte Gemälde!

Erfolg

Die drei Herren beglückwünschen sich gegenseitig und auch Banacek. Das Kurpfälzische Museum in Heidelberg hat das geliehene Gemälde zurück, die Arabella Versicherung braucht nicht zu zahlen und Banacek steht als Held der Stunde da. Aber, ihm liegt mehr am „Finderlohn“, der ihm jetzt zusteht. Der ist immerhin einige Prozent des Wertes des Objektes, der auf eine sechs-stellige Summe geschätzt wird. Damit kann Banacek seinen Lebensstil ohne Weiteres aufrechterhalten.

Apropos Lebensstil! Jetzt da das Werk vollendet ist, fällt Banacek ein, dass er im Flughafenbereich ist. Er kann unter Umständen noch heute einen Flug nach Boston erreichen. Er verabschiedet sich kurz von den drei Herren und eilt an den Lufthansa Ticketschalter. Er hat Glück noch ein Ticket für den Flug um 17 Uhr 55 zu bekommen, wobei das Glück eine untergeordnete Rolle spielt, wenn man erster Klasse fliegt und den „Frequent Traveller Status“ hat.

In weniger als 24 Stunden sitzt Banacek wieder auf seinem Catboat „John B“ und befasst sich nur mit den Wellen, dem Wind und dem Wetter auf dem Nantucket Sound vor der Küste von Cape Cod.

Epilog

Professor Gerlach wurde kurze Zeit später tot in der Dusche des Gefängnisses, in dem er in Untersuchungshaft saß, aufgefunden. Sein Prozess sollte in Kürze stattfinden. Es wird vermutet, dass er Opfer eines Auftragskillers wurde, der in die Haftanstalt eingeschleust wurde. Professor Gerlach hatte versucht, einen „Deal“ mit der Staatsanwaltschaft auszuhandeln. Einer oder mehrere seiner „Kunden“ offenbar befürchteten, dass er Namen und Adressen offenbaren würde.

Oskar Netzer wurde zu sechseinhalb Jahren Gefängniss verurteilt und sitzt in einem Hochsicherheitstrakt, da er sich doch noch an manche Adressen, an die er Möbelstücke versandt hatte, erinnerte. Er könnte daher auch Opfer eines Auftragskillers werden.

Banacek wartet auf seinen nächsten Einsatz.